Abdankungen

Beinahe ausnahmslos ist die kirchliche Beerdigung gebräuchlich. 1886

Die Leichengebete oder besser die Leichenreden im Trauerhause werden in 55 Gemeinden von den Pfarrern allein, in 36 von Pfarrern und Lehrern, in 94 ausschliesslich von Lehrern gehalten. 1886

Bei dem grossen Publikum werden kirchliche Funktionen in Trauerfällen allgemein begehrt. 1898

1904: 8798 Beerdigungen im ganzen Kanton, das sind 94,72 % der Sterbefälle. 1906

Der gewöhnliche Gebrauch auf dem Lande ist, dass im oder beim Hause vor dem Wegtragen der Leiche ein Gebet gesprochen wird, dann am Grabe ein kurzes Bibelwort oder ein Liedervers und in der Kirche das liturgische Leichengebet mit Parentation [Totenfeier, Trauerrede]. 1906

Die alte Sitte der sog. "Gräbt", wobei noch "Fleischgräbt" und "Käsgräbt"  unterschieden wurden, ist fast ganz abgekommen. Sie führte oft zu skandalösen Trinkgelagen im Trauerhause oder im Wirtshause. 1906

Die fühlbarste Steigerung der Ansprüche, die weitläufige Gemeinden an die Arbeitskraft des Pfarrers stellen, ist in neuerer Zeit durch bestimmte Wandlungen in der Form der Begräbnisfeiern entstanden. 1920

Nirgends vielleicht so deutlich, wie auf diesem Gebiete, offenbart sich die Macht uralter, volkstümlicher Vorstellungen und Bräuche, die Art und Weise, wie sich die Volksseele mit dem Geheimnis des Todes abzufinden sucht. Noch wird etwa das Tuch, mit dem der Leichnam gewaschen wurde, in der Nähe des Hauses um einen Baum gebunden. 1920

Im Allgemeinen ist die Begräbnisfeier ausschliesslich kirchliche Handlung geworden. 1920

Die säkulare Erscheinung, dass man zum Haus und Friedhof kommt, sich aber die kirchliche Feier mit ihrer Ansprache erspart, ist im Zunehmen begriffen. 1940

Ausserkirchliche Gemeinschaften haben kein Recht, für die Leichenfeiern eines ihrer Angehörigen die Kirche zu verlangen, wenn der Ortspfarrer ausgeschaltet wird. 1940

Eine der wenigen Gelegenheiten für die Katholiken, ein Zeugnis unserer Kirche zu hören. 1950

Der Strassenverkehr machte an einigen Orten die Abdankungen beim Trauerhause fast unmöglich. 1960

Die Gräbt wirkt sich für Wenigbemittelte sehr ungünstig aus. 1960

In den stadtbernischen Gemeinden ist die Kremation sozusagen üblich geworden. 1960

Während in der Stadt Tauerfeiern oft im engsten Familienkreis stattfinden, nehmen auf dem Lande in der Regel mehr Trauergäste an der Bestattung teil. 1970

In grösseren Ortschaften werden Aufbahrungshallen erstellt. 1970

Die Zahl der Kremationen nimmt auch in ländlichen Gemeinden zu. 1970

L'ancienne coutume réformée qui ne veut pas que le corps soit introduit dans l'église est observée dans presque toutes les paroisses. 1970

Die Kremation hat sich noch längst nicht allgemein durchgesetzt. Im gesamten Kirchengebiet beträgt der Anteil der Feuerbestattungen im Durchschnitt etwa 40%. 1990

Vermehrt wird jetzt auch bei Kremationen der Trauergottesdienst in der heimischen Kirche abgehalten. 1990