Beispiel: Eggiwiler Symposium
Brücken zwischen Stadt und Land - made in Eggiwil
"Neue Partnerschaften zwischen Stadt und Land?" hat 1998 das erste Eggiwiler Symposium gefragt. Diese Fragestellung ist auch für Kirchgemeinden interessant. So führt das Engagement der Refbejuso beim Eggiwiler Symposium zu einer Winwin-Situation.
Jeden Sommer pilgern rund hundert Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Nonprofit-Organisationen ans Eggiwiler Symposium, um sich über Synergien zwischen Stadt und Land auszutauschen. Von 2004 bis 2009 hat eine Vertreterin der Refbejuso im Organisationskomitee mitgearbeitet. So sind die kirchliche Haltung von "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung", der politisch-wissenschaftliche Begriff der "nachhaltigen Entwicklung" und das lokale Know-how der Akteure/innen aus den Regionen zusammen getroffen. In vielen fruchtbaren Diskussionen wurden Themen für das jährliche Symposium aufgearbeitet, z.B.:
- Zukunftsperspektiven Stadt - Land
- Verkehr/Freizeit Stadt-Land-Vernetzungen
- Zukunft der Bildung in der Stadt und auf dem Lande
- Wirtschaftszentren und ländliche Gebiete - welche Synergien gibt es?
- Stadt-Land-Kooperationen zwischen Utopie und Praxis
- Jung und Alt - Stadt und Land: Gemeinsam gewinnen
- Globale Trends erkennen - lokale Potenziale nutzen
Auf Stärken bauen - Wandel gestalten
Das Eggiwiler Symposium schärft den Blick auf die Stärken des ländlichen Raumes und auch auf die Stärken der städtischen Gebiete. Welche Netzwerke spielen auf dem Land und in den Agglomerationen? Wo können Stadt und Land voneinander lernen? Wie können sich diese unterschiedlichen Räume ergänzen oder entlasten?
Diese Fragestellungen sind auch für die Kirchgemeinden interessant: Welche besondere Funktion kann die Kirche - die Pfarrperson - in einer ländlichen Gemeinde einnehmen? z.B. in dem sie die Gemeinschaft stärkt und Hoffnung spendet, wenn das Lädeli geschlossen, die Post abgewandert und die Schule zentralisiert ist. Ein geschärfter Blick auf das Umfeld hilft auch in der Stadt oder in der Agglomeration: Wie kann sich eine städtische Kirchgemeinde präsentieren, wenn der Anteil der reformierten Bevölkerung immer kleiner wird. Oder wie in der Agglomeration die neuzuziehenden Familien begrüssen? In jedem Fall geht es darum, den Wandel als Kirche mit zu gestalten.
Ergänzende Räume
Das Eggiwiler Symposium ist ein jährliches Training, um Kooperationsmöglichkeiten zu erkennen und in den kirchlichen Kontext zu übersetzen. So können Lagerangebote im Naturpark für KUW-Klassen neu verstanden werden: Stadtkinder erhalten die Möglichkeit, Natur - Schöpfung - unmittelbar zu erleben und das Berggebiet erhält neue Gäste. Umgekehrt ist die Kirche an den Berufsschulstandorten für Lehrlinge aus dem ländlichen Raum präsent. In eine ähnliche Richtung weisen Wanderführer zu Kirchen einer Region, Pilgerprojekte quer durchs Kirchengebiet aber auch Orgelspaziergänge in der Stadt oder rund um den Napf.
Ähnliche Fragestellungen
Interessanterweise beschäftigen seit ca. dem Jahr 2005 städtische und ländliche Kirchgemeinden oftmals dieselben Fragestellungen: Wie können wir mit Nachbargemeinden kooperieren, weil unsere Ressourcen nicht mehr ausreichen, sei es in Verwaltungsfragen mit einem gemeinsamen Sekretariat, gemeinsam organisierten Seniorenferien oder im Rahmen von Kanzeltausch. So werden Stadt und Land auf einmal nicht mehr als Gegensätze wahrgenommen, sondern sie können voneinander lernen.
Engagement beendet
2009 wurde das Mandat der Refbejuso im Organisationskomitee des Eggiwiler Symposiums eingestellt, um die Ressourcen in neuen Projekten einzusetzen. Damit geht ein fast zehnjähriger, fruchtbarer Dialog zu Ende. Zurück bleibt auf kirchlicher Seite ein vertieftes Verständnis für funktionale Räume und für Kooperationen, was für die künftige Entwicklung der Kirchgemeinden, Bezirke und den Synodalverband sehr hilfreich sein wird. Das Eggiwiler Symposium entwickelt sich mit neuen Partnerschaften weiter.
Ralph Marthaler