Die multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft aktiv gestalten

Seit 25 Jahren sind die Begegnung und der Dialog der Religionen eine lebendige Erfahrung in unserem Kirchengebiet. In zahlreichen Basisinitiativen und Gesprächsforen wird dieser Dialog kontinuierlich geführt und gefördert. Beispiele sind auf kantonaler Ebene der Runde Tisch der Religionen, die Gemeinschaft Christen und Muslime sowie die mehrjährige Kampagne "Treffpunkt Religion Migration". In verschiedenen Kirchgemeinden sind lokale Projekte der Begegnung und des Dialogs initiiert worden. Im Pionierprojekt "Haus der Religionen – Dialog der Kulturen", an dem unsere Kirche massgeblich beteiligt ist, bündeln sich viele weitere Initiativen mit dem Ziel, in absehbarer Zeit ein beispielhaftes Modell des interreligiösen Zusammenlebens auf dem Standort Bern zu realisieren.

Neue Artikel in der Kirchenordnung und Standortbestimmung zum Dialog

Parallel zu dieser kontinuierlichen Basisarbeit wurde während vier Jahren (2006-2010) eine intensive theologische Reflexion und Grundlagenarbeit realisiert. Eine bereichsübergreifende Expertengruppe unter Leitung des Bereichs OeME-Migration hat Vorschläge für neue Artikel in der Kirchenordnung formuliert. In ihnen sollte die Verbundenheit unserer Kirche mit dem Judentum und die Beziehung zu den ausserchristlichen Religionen festgehalten werden. Die Expertengruppe hat gleichzeitig ein Grundlagendokument (Standortbestimmung) für die Begegnung und den Dialog mit den Religionen erarbeitet. In einem vorbildlichen Prozess wurden beide Vorlagen auf verschiedenen kirchlichen Ebenen  zur Diskussion gestellt: Am Kirchensonntag in den Gemeinden, an regionalen Pfarrkonferenzen und in der kantonalen Gesprächssynode. Der erfolgreiche Projektabschluss an der Sommersynode 2010 bildet einen historischen Markstein im Leben unserer Kirche. Nach mehreren intensiven und kontroversen Debatten hat die Synode die neuen Artikel in der Kirchenordnung verankert. Und erstmalig liegt die umfassende Standortbestimmung einer schweizerischen Kantonalkirche zum Dialog und zur Begegnung der Religionen vor.

Albert Rieger

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