Fragen zu Entwicklungszusammenarbeit und Kirchgemeinde 2001-2010 an Pfr. Christoph Alder, Kirchgemeinde Gsteig-Interlaken

Was waren zwischen 2001 und 2010 die wesentlichsten Impulse für die Gemeinde im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit?

Realisiert wurde die Empfehlung des Synodalrates, für die Oeme-Arbeit 5 Prozent der Steuereinnahmen einzusetzen. Eine Kommission empfahl dem Kirchgemeinderat die Vergabungen. Auch kleinere Werke wurden berücksichtigt, z. B. "Bär und Leu". Finanziert wurden: Wolle, aus der Frauen Pullover zugunsten von Gefangenen in der Ukraine stricken, die Transportkosten, ein Mittagstisch. Support bekam eine Gemeinde in Haiti. Ihr Pfarrer hatte im ÖRK-Institut Bossey studiert und uns besucht. Nach dem Erdbeben von 2010 verhalfen wir zu seinem Projekt: Betreuung von 100 traumatisierten Kindern während drei Monaten durch biblische Geschichte, Essen, Spiel, Ausbildung. Der Schlussbericht zeigte Fotos von Kindern in froher Gemeinschaft.

Welchen Einfluss hatte die ökumenische Kampagne Bfa-Fastenopfer auf das Leben der Kirchgemeinde?

Die neue Agenda wurde allen Mitgliedern verschickt. Im Winter fanden vier Suppentage statt. Monatlich wurde eine Sonntagskollekte für Bfa-Projekte erhoben. Jugendliche aus der Konfklasse oder dem Cevi engagierten sich beim Verkauf von Rosen anlässlich der landesweiten Aktion. Gottesdienste, Anlässe – eine Jugendarbeiterin berichtete über ihren Einsatz mit Kindern in einem Camp in Gaza.

Hat es durch die Bfa-Fastenopfer-Kampagne oder über die Beziehungen von HEKS, mission 21 und DM Austausch mit internationalen Gästen gegeben? Welche bleibenden Erinnerungen sind dazu präsent?

Am 1. Advent besuchten uns oft Studenten der ökumenischen Theologie u. a. aus Kenia, Guatemala, Samoa, Südkorea, Haiti, Belarus. So bekamen wir interessante Einblicke in ihre kirchliche, politische und soziale Situation. Einige Kontakte blieben erhalten. Als ein Diakon aus Uganda zu seinem Master-Abschluss wieder in die Schweiz nach Bossey kam, nahm er als "special guest" mit einem Grusswort an der Konfirmation in Interlaken teil. 2008 berichteten zwei vom HEKS eingeladene Frauen aus Guatemala von ihrer Arbeit in der Landwirtschaft und besuchten Bauernhöfe auf dem Gebiet der Kirchgemeinde.

Wo haben Impulse aus der weltweiten Kirche oder aus internationaler Projektarbeit lokale Initiativen der Gemeinde beeinflusst?

Lokal verankert ist der Verein "My Saviours Church", der eine befreundete Kirche in Sri Lanka unterstützt. Im Rahmen des Ökumenischen Arbeitskreises Bödeli wird am Menschenrechtstag eine Strassenaktion in Interlaken durchgeführt. Im Kontakt mit der Bevölkerung tauchen Fragen der Entwicklungszusammenarbeit auf, gesammelt werden Unterschriften für Petitionen von ACAT oder ai.

Welche Veränderungen beobachten Sie in der Arbeit der Werke und in deren Zusammenarbeit mit den OeME-Strukturen und den Kirchgemeinden?

In erster Linie bemerke ich, dass ausserhalb der bekannten Werke immer mehr Privatinitiativen entstehen. Per Mail wird das Pfarramt oder die Kirchgemeinde um Unterstützung ersucht. Ein verstärkter Gedankenaustausch mit den Oeme-Verantwortlichen scheint mir wichtig.

Welches sind die Themen für die Kirchgemeinde und für die Gesellschaft generell, die aufgrund der Erfahrung der letzten zehn Jahre dringend bearbeitet werden müssen?

Weiterhin: Friedenseinsatz, Armutsbekämpfung, Ökumene. Als wichtig erachte ich die Umsetzung der neuen missionstheologischen Einsichten – die Spiritualität der "Mission in der Art und Weise Christi".

Pfr. Christoph Alder, Interlaken
Kirchgemeinde Gsteig-Interlaken

Konfirmanden aus Interlaken bei der Rosenaktion 2010.
Frauen aus Guatemala besuchten 2008 den Bauernhof von Kirchgemeinderätin Monika Roth in Saxeten.
Bossey-Student George Ngogolo aus Uganda experimentiert in der Geigenbauschule Brienz 2008.

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