Gefangenenseelsorge

Die Seelsorge in den Gefangenschaften sollte vom Synodalrat im Einverständnis mit dem Regierungsrat amtlich organisiert werden. 1882

Die betreffenden Pfarrer, nachdem die Staatsbehörden es abgelehnt haben, ihnen den Zutritt zu den Gefangenen mehr als bisher zu erleichtern, machen noch seltener Besuche als vorher. 1886

Zu den Bezirksgefängnissen haben die Pfarrer nur selten Zutritt, weil meistens nur Untersuchungsgefangene vorübergehend daselbst untergebracht werden. 1894

Da die seelsorgerlichen Unterredungen mit den Gefangenen immer bei offener Türe und im Beisein des Gefangenen-Wächters stattfinden, so habe ich den Eindruck erhalten, dass dabei nicht gerade viel herauskommt. Es sollte ein geeignetes Lokal zur Verfügung stehen. 1898

Was die Arbeit besonders schwierig macht und ihren Erfolg beeinträchtigt, das sind die Unterkunftsverhältnisse der Sträflinge, die besonders schlimm sind für die weiblichen Gefangenen. 1898

Für Kühe und Schweine baut man Musterställe, für den Menschen sorgt man zwar dem Leibe nach ordentlich, aber der Seele nach lässt man sie in mittelalterlichen Massengefängnissen zu Grunde gehen. 1898

Als ganz schwerwiegend und als eine Unehre für den Kanton bezeichnet der Bericht den Mangel einer auf alle Sträflinge, wenigsten auf alle, die es wünschten, sich erstreckenden und ausreichenden Fürsorge, wie sie in andern Kantonen besteht, eine Aufgabe, an deren Lösung die Kirche mitzuwirken in erster Linie berufen ist. 1902

Der Synodalrat möchte eine Grundlage dafür schaffen, dass die Seelsorge an den Gefangenen von den Launen der jeweiligen Polizeiorgane unabhängig werde. 1920

Die Gefangenenseelsorge im Bezirksgefängnis wurde dadurch sehr erleichtert, dass sich die Geistlichen ohne Aufsicht des Korporals beliebig lang zu allen möglichen Tageszeiten in den Zellen aufhalten durften. 1940

Wichtig ist die Schutzaufsicht an den Entlassenen, die oft in Zusammenarbeit mit den Pfarrämtern ausgeübt wird. 1950

Die Betreuung der Gefangenen in den Bezirksgefängnissen wird meist durch die Ortspfarrer ausgeübt. 1960

In Gottesdiensten, Audienzen, Gesprächsgruppen, Vorträgen wird der diakonische Dienst von den Anstaltspfarrern getan, um in Zusammenarbeit mit den Direktionen, den Sozialfürsorgern und Angestellten eine Betreuung zu erreichen, die dem Gefangenen den Wiedereintritt in eine normale berufliche Tätigkeit erleichtert und ihn vor Rückfällen bewahrt. 1970

1998 wurde für die Spital- und Heimseelsorge und die Gefängnisseelsorge im Bereich Sozial-Diakonie eine Koordinationsstelle geschaffen. 2000