Jura: Die kirchliche Unterweisung (KUW) im Kirchenbezirk Jura

In Ergänzung zur Sendung TélEglise, welche TeleBielingue am 30. September 2012 ausstrahlte, sind es drei Grundsätze, welche die KUW im französischsprachigen Teil unserer Kirche leiten:

1. Drei Grundsätze

Die KUW hat sich einem Prozess der Begleitung verschrieben. Deshalb muss die Pädagogik, die sie verwendet, ihrem Zielpublikum angepasst und angemessen sein: Kinder (Stufe I), Pre-Teens (Stufe II) und Teenager (Stufe III).

Darum will sie:

  • auf die Teilnehmenden und ihr Leben ausgerichtet sein, und nicht vor allem auf die Wissensvermittlung;
  • biblisch, und nicht vor allem dogmatisch sein;
  • gemeinschaftlich sein, und nicht vor allem ein "Vorrecht der Pfarrperson" oder einer Person, die sich im Besitz des Wissens oder der Wahrheit glaubt.

2. und ihre Auswirkungen

Ausgerichtet auf die Teilnehmenden

  • Die KUW berücksichtigt die religiöse und psychologische Entwicklung der Teilnehmenden.
  • Sie berücksichtigt die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden; ihr Erleben bildet den Ausgangspunkt der Katechese.
  • Sie nimmt die altersspezifischen Fragen und Probleme der Teilnehmenden ernst.
  • Sie wirkt an der Entwicklung der Selbständigkeit und an der Identitätsbildung der Teilnehmenden mit.

Biblisch

  • Die Bibel wird von den Teilnehmenden als eine Quelle des spirituellen Lebens wahrgenommen.
  • Quer durch ihre Arbeit bietet die KUW den Teilnehmenden eine Sprache des Glaubens an.
  • Kindern wird die Bibel als ein Schatz vorgestellt und erzählt, den es zu entdecken gilt.
  • Jugendlichen stellt die Bibel Fragen und bietet ihnen Lebenssinn an.
  • Bibel und christliche Tradition funktionieren als kritische Instanz des katechetischen Erlebens.

Gemeinschaftlich

  • Die KUW ist nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch ein "Labor" des Lebens und der Erfahrung.
  • Von der pädagogischen Ausrichtung her orientiert sich die KUW am "sozio-konstruktivistischen" Ansatz: Das Wissen bildet sich mit und dank den anderen Teilnehmenden.
  • Sie richtet sich an Gruppen von Teilnehmenden und bietet Aktivitäten an, welche das Gruppenleben fördern.
  • Sie bietet den Teilnehmenden Gelegenheit, sich am Gruppenleben zu beteiligen.
  • Sie organisiert sich als ein Ort des Lebens und der gemeinsamen Suche (Suchgemeinschaft).
  • Sie wird von einem Team angeboten.
  • Die Eltern sind Partner des gesamten katechetischen Prozesses.

Diese Prinzipien haben die Reform der Katechese seit 20 Jahren geleitet, sie gelten bis heute und werden sie zweifellos auch in den kommenden 10 Jahren lenken.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass KUW heute noch genauso gelebt wird wie vor 20 Jahren. Doch eine KUW, welche sich auf die Kinder ausrichten will, ist genügend anpassungsfähig und kreativ bezogen auf ihr Programm, um sich den Veränderungen in der Gesellschaft anzupassen – jederzeit treu ihren drei Grundsätzen und ihrem Fundament: der Botschaft des Evangeliums.

3. Die Veränderungen des letzten Jahrzehnts

In den vergangenen zehn Jahren kam es zu verschiedenen Veränderungen. Festzustellen sind auf jeden Fall drei:

Speziell an der Katechese im Bezirk Jura war, dass sie auf die einjährige Ausbildung und den Einsatz erwachsener freiwilliger Katechetinnen und Katecheten setzte, um mit der Pfarrperson ein Team zu bilden. Und mit der Einführung der "neuen KUW" liessen sich über 300 Personen für diese Aufgabe ausbilden – eine aussergewöhnliche Sache für das kleine Gebiet. Und dazu eine Bewegung, welche Leben in die Kirchgemeinden brachte.

Doch der Bedarf nach mehr Kräften für die KUW war für die Comcat ein Anstoss, eine Ausbildung für professionelle Katechetinnen und Katecheten auf die Füsse zu stellen (dreijährige Ausbildung), so wie sie schon auf der Deutschschweizer Seite existiert. Eine erste Ausbildung fand von 2005 bis 2007 statt, eine zweite begann im August 2011.

Eine zweite Veränderung: Die steigenden Auswirkungen der "jeunes accompagnants" (junge Begleitpersonen). Dabei handelt es sich um frühere Teilnehmende an der KUW, welche das Abenteuer KUW als Begleitpersonen in den Treffen oder den Lagern weiterführen. Dank ihnen sind neue Verbindungen zu den Teilnehmenden möglich. Ihnen werden Ausbildungen im Rahmen der Regionen angeboten.

Eine dritte Veränderung: Die Einführung eben dieser Regionen, als Folge der Zusammenlegung von Kirchgemeinden, die vor allem wegen des Mangels an Pfarrpersonen und der knappen Mittel der Kirchgemeinden nötig wurden. Zum grossen Teil ist die KUW also nicht mehr auf Kirchgemeindeebene, sondern regional organisiert.

Alain Wimmer
Verantwortlicher für die KUW im Bezirk Jura