Kirchliches Gemeinschaftsbewusstsein
Es fehlt der Kirche das eigentliche Gemeinschaftsleben. 1886
Wo sich auf der einen Seite eine so entsetzliche Gleichgültigkeit gegen alles Religiöse kundgibt, auf der andern Seite bei den religiös Angeregten so viel Misstrauen gegen die Kirche und offenbare Hinneigung zu den Absonderungen vorhanden ist, da kann die Anhänglichkeit an die Landeskirche keine sehr tiefgehende, bewusste und das Zugehörigkeitsgefühl kein gar lebendiges und freudiges sein, es müsste denn im Tiefsten Herzensgrunde versteckt sein. 1886
Was uns insonderheit mangelt, das ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das ist das kirchliche Solidaritäts- und Gemeinschaftsbewusstsein. 1894
Wir haben wohl eine Kirche, aber es fehlt die lebendige Gemeinschaft ihrer Glieder. 1894
Die Sekten bieten ein intensiveres Gemeinschaftsleben als die Kirche. 1898
Unsere Kirchenordnung kommt dem Individualismus in weitherzigster Weise entgegen; sie lässt jedem Pfarrer und Gemeindeglied die volle Freiheit seiner Überzeugungen und gewährt uns damit ein Recht auf Persönlichkeit und persönliche Wirksamkeit, um das uns manche andere Kirchen beneiden. 1909
So lieb uns die Freiheit ist, so heilig sollte uns die Einigkeit sein. 1909
Wenn wir lebendige Gemeinden bekommen, so wird das Gemeinschaftsgefühl derselben nicht an den Grenzen der Kirchgemeinde stehen bleiben, sondern noch mehr als bisher sich auch den Genossen des Glaubens in der Nähe und Ferne zuwenden. 1909
Der Christ steht nicht allein in der Welt da, sondern er gehört zu dem grossen, Millionen von Menschen umfassenden Verband derer, welche mit ihm denselben Vater im Himmel anrufen. 1909