Sozialdemokratie
Die Hinneigung des Grütlivereins zur Sozialdemokratie wird bedauert. 1894
Die Städte und die denselben zunächst gelegenen industriereichen Gegenden erfahren den unheimlichen, vergiftenden Einfluss der Sozialdemokratie auf die ältere und jüngere Arbeiterschaft in wachsendem Masse, während die soliden Bauerndörfer dafür kein besonders empfänglicher Boden sind. 1894
So sehr einzelne Führer der Bewegung, wohl auch manche Glieder der Partei, aller und jeder Religion feindselig gegenüberstehen: Die ungeheure Mehrheit der "Genossen" hat deren Beispiel bisher nicht nachgeahmt. Selbst extreme Sozialdemokraten wohnen der Taufe ihrer Kinder bei und nehmen den Geistlichen für ein Leichengebet in Anspruch. 1894
Von der sozialdemokratischen Bewegung lässt sich nichts Gutes erwarten für das religiöse Leben. Von dieser Seite droht weit grössere Gefahr, als von Seiten der Sekten. 1894
In Bern geht der Atheismus nicht notwendig Hand in Hand mit der Sozialdemokratie. 1898
Die erklärte Feindschaft, welche man in gewissen Schichten der Arbeiterbevölkerung konstatiert hatte, hat abgenommen. 1898
Die sozialdemokratische Richtung scheint nüchterner und besonnener geworden zu sein. 1898
Das Fehlen grosser sozialer Unterschiede haben Agitation im Sinne der Umgestaltung nicht aufkommen lassen. 1898
Je mehr bisherige Landarbeiter zu Handlangern in der Stadt werden (welche Wandlung in den letzten Jahren sich mit Unzähligen vollzog), desto mehr Anhänger gewinnt auch die Sozialdemokratie. 1898
Bei aller Kritik, die gegenüber der sozialdemokratischen Doktrin berechtigt ist, muss doch zugegeben werden, dass es an Wahrheitskörnern bei dieser neuen Lehre nicht fehlt. Wenn nur die bürgerlichen Parteien diese mit Energie heraussuchen und ins staatliche und gesellschaftliche Leben einführen würden. 1898
Sozialdemokratische Vereine legen ihre Sitzungen mit Vorliebe auf Sonntag während des Gottesdienstes. 1898
Alle die leichtfertig über die Arbeiter Aburteilenden sollten einmal, zwar wenigstens ein halbes Jahr, mit so wenig auskommen müssen in ihrem Familienhaushalt; sie würden wohl die glühendsten Sozialdemokraten werden. 1902
Im tiefsten Grund zieht sich durch alle Lebensverhältnisse, durch alle Schichten nicht nur unseres Volkes der eine Zug nach Verbesserung der ökonomischen Lage. Darf man es daher dem wenig Begüterten verargen, wenn er die materiellen Bedingungen seines Daseins auch zu verbessern trachtet? 1902
Die sozialistische Partei ist ein Faktor geworden, mit dem im öffentlichen Leben gerechnet werden muss und auch gerechnet wird; aber während früher mehr die wirtschaftliche Seite der Frage betont wurde, tritt jetzt das politische Moment mehr in den Vordergrund. 1902
Das Organ der Sozialdemokratie hat gegen Kirche und Pfarramt oft eine feindliche Haltung eingenommen. Trotz des Parteiorgans sind die Kinder aus diesen Kreisen doch meist zur Taufe gebracht und dem kirchlichen Unterricht nicht entzogen werden. 1902
Eines der besten Mittel, um die Spannung zu mildern, scheint mir das zu sein, dass man jeder Gruppe Gerechtigkeit widerfahren lässt, d.h. auch den Minderheiten gibt, was ihnen gehört. Ist in einer Gemeinde die Arbeiterschaft stark angewachsen, so soll sie auch ihre Vertretung bekommen in den Behörden. 1906
Es wäre Unrecht, sich dem Sozialismus seitens der Kirche von vornherein zu widersetzen, wie es in Deutschland vielfach geschieht. 1909
Es ist nicht zu leugnen, dass wir der Sozialdemokratie sehr grosse Fortschritte auf dem Gebiet der sozialen Arbeit verdanken. Aber ebenso wahr ist, dass sie grundsätzlich jede göttliche Führung ablehnt. 1930
Die beidseitige Verständnislosigkeit, die noch vor dem Krieg das Verhältnis von Kirche und Sozialdemokratie belastete, ist im deutlichen Schwinden begriffen. 1960