Armut - Pauperismus
Es sind Anfänge gemacht worden zur Beteiligung der Kirche an der Armenpflege. Ohne Zweifel hat hier die Kirche ein ihr recht eigentlich angehörendes und ihrem Wesen entsprechendes, für ihre eigene Entwicklung notwendiges Gebiet betreten. 1878
Die Not nimmt nicht ab, die Gefahr nimmt zu, es ist dem Übel gar nicht auf den Grund zu kommen, alle freiwillige Liebestätigkeit erweist sich als unzulänglich. So ist dringend notwendig, dass die staatlichen Behörden die freiwilligen Bestrebungen zur Bekämpfung des Pauperismus und namentlich seiner Ursachen wirksamer als bisher unterstützen. 1882
Etliche unterlassen die kirchliche Trauung aus Mangel an anständigen Kleidern. 1886
Schnaps und Verarmung sind wachsend. 1886
[Das unbedachte Eingehen von Bürgschaften] Namenloses Elend ist auf diese Weise schon über viele brave Familien durch einen einzigen verhängnisvollen Federstrich gekommen. 1886
Man begreift in neuerer Zeit immer besser den hohen Wert der Arbeit und der guten Kindererziehung als Mittel der Bekämpfung des Pauperismus und der sittlichen Verlotterung. 1886
Die organisierte Kirche als solche ist bei der Armenpflege nicht beteiligt. Doch hat die Synode 1882 an alle Pfarrämter und Kirchgemeinderäte die Aufforderung gerichtet, sich dafür zu bemühen, dass allen dürftigen Schulkindern Nahrung und Kleidung verabreicht werde. 1886
Wo aber immer zur Linderung einer Not und zur Beseitigung eines Schadens etwas unternommen wird, da sind sicher, wie sich von selber versteht, unsere Pfarrer und die eifrigen Kirchenglieder in vorderster Front mit dabei. 1886
Der Pauperismus als soziale Krankheit erzeugt keine günstige Stimmung für die Kirche. 1890
Der Pauperismus als soziales Übel mit Zunahme der Verschuldung bei dem Kleinbauern und dem Gewerbsmann, Wohnungsnot, schlechte Nahrung, Gemeindebelästigung, Familienvernachlässigung, Faulheit und unordentliches Wesen bei den Armen wächst sichtlich an. 1890
Der Schuldenbauer steht Tag für Tag vor der einen Frage steht: "Werde ich die schuldigen Zinse aufbringen oder werde ich von Haus und Heim gejagt?" 1890
Erzwungene, gar oft unglückliche Ehen, Ehestreit, Verarmung, Zug des Mannes zum Wirtshaus und endlich Belastung der Gemeinde mit einer gänzlich heruntergekommenen Familie, das ist mit ein Grund für die stetige Zunahme des Pauperismus. 1894
Die finanzielle Lage des Durchschnittsmannes ist eher eine gedrückte. 1898
Der Bettel nimmt ab, die Armut nimmt zu. 1898
Als Seelsorger bin ich recht dankbar, der Armeninspektor meines Kreises geworden zu sein. Ich durfte doch vorher nicht fragen, wo Benz und Mädi schlafen; ich habe mir nun seither eine ganz gediegene Kenntnis der bäuerlichen Obergaden-Verhältnisse, respektive Missverhältnisse angeeignet. 1902
Wo rauchende Schlote sich erheben, hält auch der Pauperismus seinen Einzug. 1902
So lange wir so hohe Steuern haben für die Schuldenbäuerlein, kann von Abhilfe der Armut nicht die Rede sein. 1902
Unleugbar hat sich durch die angespannte Erwerbstätigkeit der Wohlstand ganz bedeutend gehoben. Gemeinden, die vor 50 und weniger Jahren dem Pauperismus verfallen waren, stehen heute wohlhabend da. 1906
Dieser Umschwung hat seinen Grund gewiss auch im wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes seit den Siebzigerjahren und in der verbesserten eidgenössischen und kantonalen Gesetzgebung, besonders in dem wohltätig wirkenden Armengesetz. Aber gewiss ist auch die Mitarbeit der Kirche in diesem Prozess nicht gering anzuschlagen. 1906
Auch in Bezug auf die Armenpflege ist vieles besser geworden. 1909
Der Geist Christi lässt die Armenpflege nie zu einem kalten, bureaukratischen Mechanismus erstarren. 1909
[Emmental] An Hütten, in denen sich die bittere Armut scheu verbirgt, fehlt es hier ebenfalls nicht. 1920
[Emmental]... wie Frauen das Los der grössten Dürftigkeit auf sich nehmen, um ihre Kinder für den Schulgang mit dem Nötigsten zu versehen. 1920
In Bernerdörfern, die um der stattlichen Bauart und des schmucken Aussehens willen berühmt sind, gibt es eigentliche Ghettos, Armenviertel mit elenden Löchern von Wohnungen. 1920
[Erklärung der Synode 9.12.1941] Sie bittet ihn [den Bundesrat], weiterhin darauf zu dringen, dass in der zunehmenden wirtschaftlichen Bedrängnis auch unseres Landes und Volkes in christlichem Geiste Rücksicht auf die wirtschaftlich Schwachen genommen wird. 1950