Reformiertes Forum: Präsent an der Universität

"SELBST2WEIFEL": Studierende besuchen am 11. Januar 2007 im Forum die Vernissage mit Bildern eines Studenten, der seine Ambivalenzen und Unsicherheiten gemalt hat. Es ergeben sich Gespräche über Erfahrungen des Selbstzweifels und der Befreiung daraus.

"Jünglings Scham: Tränen und Angst. Jünglings Wunsch: cool und rational." Genderfragen –nun auch im Blick auf die jungen Männer. Am 5. November 2009 hören Besucherinnen und Besucher im kleinen, voll besetzten Forum dem bekannten Psychologen, Jugend- und Gewaltforscher Alain Guggenbühl zu: "Chancengleichheit auch für Jungs".

"Ich muss, ich muss": der Abend des 29. März 2010 gilt dem seelsorgerlichen Thema der Zwangsstörungen, an denen nach meinen Beobachtungen auch Studierende häufig leiden. Wir diskutieren im Forum mit einem Fachpsychologen, dem psychologischen Berater der Hochschulen, einem Juristen und einem Yogalehrer.

"Die Finanzmarktkrise": Wirtschaftliche, politische und ethische Reflexionen hört und diskutiert das Forum am 5. März 2012 mit dem Ökonomen, dem früheren Nationalrat und Preisüberwacher Rudolf Strahm (kurz nachdem er den theologischen Dr. h.c. der Berner Uni erhalten hat).

Vier Beispiele, wie die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn mit dem Reformierten Forum an der Universität in den letzten Jahren präsent war. Der Synodalrat hatte 2006 aus Kostengründen entschieden, die bisherige "Evangelische Universitäts-Gemeinde EUG" am Pavillonweg aufzuheben – ein Beschluss, der in Uni- und Studentenkreisen auf wenig Gegenliebe gestossen ist. Dies hat den Neuanfang mit reduzierten Mitteln, in einem kleinen Ladenraum an der Länggassstrasse – in idealer Lage zwischen Unitobler und Hauptgebäude/UniS – nur kurz belastet.

"Die Studierenden erleben die Kirche in einer wichtigen Lebensphase als präsent, interes-siert und unterstützend", hiess eine der synodalrätlichen Zielsetzungen des neuen Konzepts. Das ist in vieler Hinsicht mit einem vielseitigen Programm gelungen. Dazu gehörte ein gastgeberisches und spirituelles Grundangebot wie Morgenklang und literarischem Mittagstisch, mit Taizéfeiern, mit Semester- und Tanzgottesdiensten und Agapefeiern. Daneben haben einzelne Studierende und Dozierende aus verschiedenen Fakultäten die Beratung und Seelsorge rege genutzt.

Zwei Elemente sind mir besonders wichtig gewesen: existentielle und religiöse Fragen anhand von persönlichen Geschichten und von Kunst, Literatur, Bildern, Musik und Filmen – auch mit eigenem kreativem Tun – aufzunehmen und darin nach der Kraft des Heiligen Geistes zu suchen. Und: diese Fragen in einer interdisziplinären Weise, im Dialog verschiedenster Erfahrungen und Fachbereichen anzugehen. Die Zusammenarbeit mit Künstlern und mit Professorinnen verschiedener Fakultäten hat nach meinen Eindrücken den Studierenden viel gebracht – persönlich und für ihre wissenschaftlichen Anschauungen.

Wenn das Reformierte Forum die menschlichen, religiösen und gesellschaftlichen Erfahrungen der Studierenden wahrnimmt, ihnen zu ihrem Ausdruck verhilft und darin auf Gottes befreiende und weiterführende Kraft vertraut, erfüllt es – so schätze ich – weiterhin eine hilfreiche und sinnvolle Aufgabe.

Brigitte Affolter