Projekt Fastenbrechen
Die Fachstelle Migration deckt die Kirchgemeinden öfters mit Broschüren ein. Zum Beispiel zum interreligiösen Dialog. Das ist okay. Viel lieber habe ich aber, wenn mich die Fachstelle gelegentlich zu einer tatsächlichen Begegnung mit Menschen aus anderen Religionen verführt. Wie mit ihrem Fastenbrechen-Projekt: Wir liessen uns – vier OeME-Verantwortliche der Reformierten Kirche Ostermundigen – einladen in die Wohnung einer muslimischen Familie. An einem Augustabend mitten im Fastenmonat Ramadan, an einen reich gedeckten Tisch. Wir haben gut (und viel) gegessen und dies und das diskutiert – über das Fasten hüben und drüben zum Beispiel. Im Advent kamen die Gastgeber dann zum Gegenbesuch ins Pfarrhaus Ostermundigen. Nach dem Raclette haben wir ihnen und uns als Zwischengang die Legende von Sankt Nikolaus gelesen, der ja in der heutigen Türkei lebte, wo unser Besuch seine Wurzeln hat. Wir haben über die Ausbildung von Imamen diskutiert. Unser Gast meinte, es wäre am besten, wenn junge Muslime mit einer Schweizer Gymnasialbildung in der Türkei zu Imamen ausgebildet würden. Zum Schluss landeten wir bei der Weihnachtsgeschichte. Ich holte in meinem Büro Bibel und Koran, und wir verglichen die Passagen bei Lukas und in Sure 19. Ich finde es schön, wenn der interreligiöse Dialog es von den Broschüren an die Stubentische schafft.
Matthias Jäggi