Visualisierung der Hörbehindertenarbeit im Wandel der 10 Jahre
Hörbehindertengemeinde
Die Hörbehindertengemeinde (HBG) ist ein kleiner Arbeitsbereich der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Im bernischen Kirchengebiet erfüllt sie für gehörlose, schwerhörige und ertaubte Menschen, die der Behinderung wergen nicht am Leben ihrer Kirchgemeinde vor Ort teilhaben können, alle Funktionen einer lokalen Kirchgemeinde.
Die technische Entwicklung zwischen 2001 und 2010 hat sich stark auf die Arbeit des HBG-Teams (eine Pfarrerin, ein Sozialdiakon, eine gehörlose Mitarbeiterin) und auf die Kommunikation in der HBG ausgewirkt. Davon handelt die nachfolgende Präsentation.
Gottesdienste
Bei den Gottesdiensten verwendet das HBG-Team heute Beamer und Laptop und nicht mehr wie 2001 dutzende von Folien.
Aber nicht die Technik ist wichtig, sondern vor allem die Anschaulichkeit und Verständlichkeit sind Qualitätsmerkmale eines Gottesdienstes für hörbehinderte Menschen.
Die Angebotspalette wurde in den letzten zehn Jahren den Bedürfnissen und den Veränderungen in der HBG angepasst. Neben den traditionellen Sonntagsnachmittagsgottesdiensten an verschiedenen Standorten finden heute vermehrt Gottesdienste unter der Woche (Heim- und Feierabendgottesdienste) statt. Die Zusammensetzung der Gottesdienstbesuchenden ist heterogener geworden. Eine besondere Herausforderung für die Elementarisierung der spirituellen Themen sind die Erlebnisgottesdienste für Mehrfachbehinderte im Atelier des Wohnheims Belp.
Brücke zwischen Gehörlosenkultur und hörender Kirche
Die HBG feiert vermehrt Gottesdienste zusammen mit hörenden Gemeinden. Bei diesen Feiern sind Gebärdensprachdolmetscherinnen ein Muss.
Eine besondere Form des Fruchtbarmachens der hörenden- und der gehörlosen Kultur waren zwei Kirchenspiele. Sie wurden durch gehörlose, schwerhörige und hörende Spielende gestaltet.
Bildungsangebote
Die Vermittlung biblischer Inhalte erfolgt heute bewusster über verschiedene Kanäle:
- In einer Lesegruppe
- In einem Bibelkreis
- Internet und Newsletter
- Gestaltung von Kirchenfiguren (Projekt ist abgeschlossen)
- Gemeindewochenende in Krattigen
Freizeitangebote
Moderne Kommunikationsmittel sind nicht alles. Um der Vereinsamung vorzubeugen, organisiert das HBG-Team neben der jährlichen Auslandferienreise seit 2003 auch eine Altersferienwoche in der Schweiz.
Die "Schlauen Füchse" für die Generation 50plus bieten bunte Bildungs-, Ausflugs-, Austausch und Begegnungsmöglichkeiten. Alle HBG-Angebote werden im Quartalsprogramm publiziert und sind im Internet zu finden.
Telescrit - das Schreibtelefon
Bis Mitte Jahrzehnt war das Telescrit für gehörlose Gemeindemitglieder eine Kontaktmöglichkeit zum HBG-Team. Auf dem Schreibtelefon des HBG-Teams (siehe Bild) konnte ein kurzer Text hinterlassen werden. Der Fax löste das Telescrit ab. Heute kommt an seiner Stelle das Mobiltelefon zum Einsatz.
2010: "Neue" Kommunikationsmittel prägen den HBG-Alltag
Hörbehinderte profitierten von SMS (Short Message Service). Hörbehinderte sind wie Hörende ohne grossen Aufwand fast überall erreichbar bzw. können sich bei anderen melden. 2001 kontaktierten die HBG-Mitglieder das HBG-Team mit Brief und Schreibtelefon. Heute erhält es Anmeldungen, Terminvereinbarungen, An- und Abmeldungen aber auch Wünsche für zukünftige Kontakte orts- und zeitunabhängig über diesen Dienst sowie über E-Mail.
Zukunft? Skype und oder Videophon[1]
Mit dem Videophon kann per Gebärdensprache kommuniziert werden. Töne werden nicht übertragen.
Da die Verbreitung dieser Technologien bei unseren HBG-Gemeindemitgliedern noch nicht gross genug ist, sind wir noch in der Abklärungsphase.
Seelsorge
Das HBG-Team begleitet Hörbehinderte und ihre Angehörigen in schwierigen Situationen und bei Lebensübergängen seelsorgerlich und beratend. Die seelsorgerliche Aufgabe lässt sich in der Regel nur im direkten Kontakt erfüllen. Das gilt noch mehr bei der Seelsorge von gehörlosen und mehrfachbehinderten Menschen. Abgesehen davon, dass für diese Menschen die direkte Begegnung oftmals elementar ist, sind Seelsorgende besonders auf die Wahrnehmung nichtverbaler Signale (Körpersprache, Stimmung) angewiesen. Videphon oder Skype transportieren diese nicht.
Fazit: Direkte Begegnung bleibt ein Muss
Die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch bleibt für hörbehinderte Menschen unabhängig von der technischen Entwicklung elementar.
Tipps für einen hörbehindertengerechten Dialog finden Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik Downloads.
Siehe Link: www.refbejuso.ch/hbg