1971 – 1980 Franz Baumann
Ghörsch o derzue
Ein Tonbild des evangelisch-reformierten Synodalverbandes Bern-Jura, 134 Bilder.
Fakten, Stimmen und Tendenzen. Begleitheft zum Tonbild "Ghörsch o derzue". Jahrzehntbericht 1971 – 1980. Erstellt im Auftrag des Synodalrates des Evangelisch-reformierten Synodalverbandes Bern-Jura von Pfarrer Franz Baumann (Bremgarten), 39 Seiten.
Der siebente Jahrzehntbericht ist nicht als Buch erschienen, sondern als Tonbildschau, 134 Bilder in fünf Sequenzen mit entsprechenden fünf Tonbandkassetten, und sprachlich so präsentiert, wie es auch bei den Verhandlungen der Synode im Rathaus üblich ist, im Originalton berndeutsch nämlich und französisch. Die Tonbildschau konnte erworben werden für Fr. 150.-, was viele Kirchgemeinden auch getan haben. Damit hat sie dem Jahrzehntbericht den Sinn gegeben, der von Anfang an immer schon eines der wesentlichen Anliegen gewesen war, dass nämlich die Ergebnisse der vom Synodalrat gestellten Fragen einer weiteren Öffentlichkeit vorgestellt und bekannt gemacht werden.
Inhaltlich sind es vier Feststellungen, an die der Synodalrat seine Fragen anknüpft. Sie zeigen, wie das, was im vorausgehenden Jahrzehntbericht hat vermisst werden können, nun wieder stark ins Bewusstsein der Kirche getreten ist, dass sie nämlich ins öffentliche Leben hinein gehört, damit sie dort auch gehört wird und die Bevölkerung ihre Zugehörigkeit zur Kirche auch erfährt: Ghörsch o derzue.
Erste Feststellung: Unsere Kirche ist ein Teil der heutigen Gesellschaft. Weil diese Gesellschaft sehr vielfältig ist, auch in religiöser Hinsicht, und die Kirche als religiöse Grösse nicht allein da steht, lautet die zweite Feststellung: Die Kirche ist mit anderen Kirchen und christlichen Gruppen vor gemeinsame Aufgaben gestellt. Weil Subjekt der Kirche wie auch der Gesellschaft die Menschen unterschiedlichster Denkart, Lebensweise und unterschiedlichen Glaubens sind, lautet die dritte Feststellung: Unsere Kirche lebt mit Menschen von heute; sie ist geprägt von ihren Gliedern. Für diese Menschen aber sind die Kirche und ihre Botschaft alles andere als selbstverständlich geworden. Das muss für die Kirche zur Folge haben, dass sie ihre Arbeitsweise und ihr Angebot immer wieder überprüft und erneuert, um als missionarische Kirche an die Menschen heran zu kommen und gleichzeitig als Volkskirche für die Menschen auch zugänglich zu sein. Die vierte Feststellung lautet: Unsere Kirche ist eine Institution. Sie regelt ihre inneren Angelegenheiten nach biblischen Leitlinien. Ihre äussere Gestalt ist bestimmt durch öffentliches Recht. Sie versteht sich als Partner des Staates. Damit ist die Spannung angesprochen zwischen dem Kirchesein als Organisation und Dienstleistungsbetrieb einerseits, und Kirchesein als lebendige Gemeinschaft andererseits.
In der ersten Sequenz der Tonbildschau stellt sich die Kirche selber vor, so wie die Leute sie erfahren, als Kirchturm, Predigt, Kirchensteuer, aber auch als Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung. Die Leute sollen als "Vierradchristen" dort abgeholt werden, wo sie sind. In der zweiten Sequenz wird das Kirchenverständnis vertieft durch den Hinweis auf die biblische Grundlage sowie die historische und theologische Herkunft aus der Reformation, begleitet vom Versuch zu erklären, was die Kirche als Landeskirche zu bedeuten habe, und durch die Erläuterung des Verhältnisses von Kirche und Staat. Die dritte Sequenz ist dem kirchlichen Leben gewidmet. Die Kirche als Gotteshaus ist auch die Kirche des Gottesdienstes. Die Jugendlichen kennen die Kirche, weil sie zum Unterricht gehen. Gelegentlich gibt es Familiengottesdienste für alle, und zum Abendmahl darf man neuerdings auch die Kinder mitnehmen. In sympathischer Weise gelingt es in dieser Sequenz zu zeigen, dass die Kirche eigentlich sehr viel mit dem Leben und das Leben sehr viel mit der Kirche zu tun hat. Die vierte Sequenz stellt die weitere Tätigkeit der Kirche vor in der ganzen Vielfalt des Angebotes und der Arbeitsweise, und es ist gut, gerade in Form einer Tonbildschau bekannt zu machen, was die meisten Leute viel zu wenig kennen oder nicht mit der Kirche in Verbindung bringen: Erwachsenenbildung, Eheberatung, das Drogenamt, die Heimstätten, Jugend- und Altersarbeit und vieles andere mehr. Mit der fünften Sequenz gehen dann die Fenster auf, und da bläst nun der Sturmwind der Aktualität herein: Umwelt, Ausländerfragen, Wettrüsten, Dritte Welt. Die Kirche entzieht sich diesen Herausforderungen nicht. Sie nimmt teil an den tiefen Verunsicherungen der Zeit und engagiert sich gleichzeitig solidarisch, weltweit und bei uns.
Ein Begleitheft ergänzt die Tonbildschau. Darin aufgeführt sind die Fragen des Synodalrates im Wortlaut. Es enthält zudem ergänzende Informationen, einiges an Zahlenmaterial und ein paar theologisch-grundsätzliche Gedanken.